Ein Besuch in London lohnt sich immer. Zur Weihnachtszeit leuchtet die Stadt jedoch besonders schön geschmückt. Große Kaufhäuser und teure Luxusläden schmücken ganze Straßenzüge mit bunten Lichtern und laden auch nach Sonnenuntergang zu Spaziergängen durch die Stadt ein. Der perfekte Zeitpunkt für eine 3 Tage Reise, mit Rollstuhl natürlich!

Flugreise nach London

Im Vergleich zu Deutschland kann England im Punkt Barrierefreiheit deutlich mehr. Spürbar wird dies schon bei der Ankunft am Flughafen. Es gibt separate Schlangen zur Einreise ins Land, sodass man sich nicht mit Rollstuhl und Gepäck lange anstellen muss. Zudem wird einem freundlich und häufig Assistenz angeboten.

Im Heathrow Express – next stop: Paddington Station

Vom Flughafen Heathrow reist man am schnellsten und bequemsten mit dem Heathrow-Express in die Stadt. Im Flughafen gibt es Ticketschalter, die sogar die Option eines Schwerbehindertentickets anbieten. Der Weg zum Gleis des Heathrow-Express ist sehr gut ausgeschildert und vollständig ebenerdig bzw. über Aufzüge zu erreichen. Am Gleis selbst trifft man auf einen Express-Mitarbeiter, der einen zu einem ausgewiesenen Handicap-Wartebereich begleitet und unterstützt das Gepäck in den Zug zu tragen. An Board steht weitere Assistenz zur Verfügung. Neben geräumigen Rollstuhl Plätzen (mit klappbaren Tischen!), ist der Heathrow-Express sogar mit barrierefreien Toiletten ausgestattet.

Der Express fährt innerhalb von ungefähr 15 Minuten vom Flughafen Heathrow zur Paddington Station in London. Der Komfort der kurzen Fahrtzeit ist leider nicht günstig. Ein Ticket für Erwachsene kostet 25£, für Inhaber eines Schwerbehindertenausweises gibt es ein reduziertes Ticket für 12,50£. Möchte man nicht so tief in die eigene Tasche greifen, besteht die Möglichkeit die Strecke Heathrow-Paddington Station mit der Elizabeth Line zurückzulegen. Die Straßenbahn braucht ungefähr 45 Minuten, kostet aber mit der Oyster Card deutlich weniger als der Ticket Preis des Heathrow Express (ca. 5£).

Von der Paddington Station aus fahren Busse oder U-Bahnen zu eigentlich allen Zielen in London.

Öffentliche Verkehrsmittel – Fortbewegung während der 3 Tage Rollstuhl Reise

Kaum zu glauben aber wahr. Die öffentlichen Verkehrsmittel in London sind tatsächlich die erste Wahl zur bezahlbaren Fortbewegung in London während einer drei Tage Reise mit Rollstuhl. Natürlich können auch Taxen gerufen werden, aber mit den roten Doppeldeckerbussen durch London zu fahren, ist schon ein Erlebnis.

Ein Erlebnis, welches komplett barrierefrei ist. Alle Busse sind über elektrische Rampen problemlos befahrbar und bieten auch im Innenraum komfortabel Platz für Rollstuhlfahrer:innen. Mitfahrende sind sehr rücksichtsvoll und räumen zumeist unaufgefordert den Rollstuhl Parkplatz. Die Busfahrten sind gut bezahlbar und lassen sich leicht per Handy (Apple Pay/ Google Pay) oder Oyster Card kontaktlos bezahlen.

Eine automatische Rampe fährt aus dem Bus raus.
Einfacher Einstieg garantiert. Voll automatisch!

Die U-Bahnstationen sind, historisch baubedingt, nicht alle barrierefrei. Es gibt aber eine App (TFL Go) in der barrierefrei Routen geplant werden können. Die App kann sowohl Bus und Bahn berücksichtigen und liefert realistische Zeitpläne.

Unterkunft während der 3 Tage Reise mit Rollstuhl

Genauso groß wie die Stadt selbst, ist auch die Zahl der verfügbaren Unterkünfte. Je nachdem in welchen Stadtteil es einen verschlägt, findet man Hotels, Bed & Breakfast Pensionen, Jugendherbergen oder privat vermietete Wohnungen. Da England im Allgemeinen eine sehr positive Einstellung zum Thema Barrierefreiheit hat, sind die allermeisten Unterkünfte auch für Menschen mit Rollstuhl geeignet. Auch wenn man den barrierefreien Eingang nicht immer auf den ersten Blick sieht, gibt es diesen in den allermeisten Fällen. Bei speziellen Anforderungen geben Vermieter bereitwillig Auskunft.

Bei der Auswahl der Unterkunft für die Reiseunterkunft mit Rollstuhl sollte immer mit einkalkuliert werden, wie weit man bereit ist am Tag zu den einzelnen Sehenswürdigkeiten zu fahren. Ebenso sollte man die Minuten zu Fuß zu den Haltestellen der öffentlichen Verkehrsmittel nicht unterschätzen. Nach einem langen Tag in der City kann sich die Heimfahrt in die Unterkunft schnell wie eine halbe Weltreise anfühlen.

London ist teuer. Das muss man klar sagen. Für eine 3 Tage Reise mit Rollstuhl können das schnell mehrere hundert Pfund werden. Eine Möglichkeit etwas Geld bei der Unterkunft zu sparen, wäre eine Unterkunft mit Halb oder Selbstversorgung zu buchen. Die Stadt bietet eine Fülle an kulinarischen Angeboten, wer mag, kann jeden Abend eine andere Geschmacksrichtung versuchen.

Sightseeing – 3 Tage Reise mit Rollstuhl durch London

Planen, planen, planen. Das Stichwort für Sightseeing in der Metropole. Die Stadt ist gigantisch groß und bietet unendlich viele Entdeckungsmöglichkeiten. Man sollte sich also vorher überlegen, was man sehen möchte, um vor Ort nicht planlos von Stadtviertel zu Stadtviertel zu eilen.

Die Klassiker wie Buckingham Palace, Big Ben und das London Eye lassen sich gut miteinander verbinden. London bietet aber noch so viel mehr. Gerade die von den Touristenmeilen abzweigenden Straßen und Gassen machen Londons Charm aus. In der Weihnachtszeit wunderschön und kostenlos sind die Dekorationen in und an den teuren Kaufhäusern und Geschäften der Stadt. Harrods, Chanel, Dior und weitere Luxus-Läden liefern sich regelrechte Wettkämpfe um die prächtigsten Dekorationen. Auch die Bond-Street, die New-Bond-Street und die Regent Street sind beispielsweise wunderschön geschmückt.

Geschenke Schnäppchen macht man auf diesen Straßenzügen definitiv nicht, aber schön anzuschauen sind sie. Cafés, Geschäfte, Boutiquen und Restaurants links und rechts der großen Straßen bieten eine unschlagbare Alternative zu den großen Namen an. Sie sind nicht nur viel günstiger, sondern sind auch meistens schöner und individueller. Wie in England üblich, sind auch die meisten kleinen Geschäfte und Restaurants barrierefrei.

Eine Brücke führt über einen Kanal in London.
Wir schlendern durch London. Wer hätte gedacht, dass es hier so viel Wasser gibt…

Covent Garden und Camden sind großartige Beispiele für die Schönheit der Seitenstraßen. In Covent Garden findet man neben der Hauptattraktion der wunderschönen Markthallen, im Viertel die hübschesten Geschäfte und kleine, feine Restaurants versteckt. Camden hatte vielleicht früher einen rauen Ruf, heute sind die Marktstände und Food-Buden in den alten Polizei Ställen aber echt cool und voller individueller Einkaufsmöglichkeiten. Traut euch, die auf Hochglanz polierten Hauptstraßen zu verlassen und ins echte London einzutauchen.

Großer, geschmückter Weihnachtsbaum auf dem Camden Market.
Großer, geschmückter Weihnachtsbaum auf dem Camden Market.

Ein empfehlenswertes Highlight in der Londoner City ist das West End mit seinen preisgekrönten Musicals. Tickets gibt es sowohl online als auch an der Tageskasse (dem Box Office). Ich habe bei meiner drei Tage Reise mit Rollstuhl das Musical Hamilton angeschaut und war hellauf begeistert. Die beeindruckende Architektur des Victoria Palace Theater, das Live-Orchester, das Licht, der Gesang, die tanzenden Darsteller, so ein Musical-Abend ist ein Highlight. Besonders hervorgehoben muss die Gastfreundlichkeit der Theatermitarbeiter werden.

Schon am Eingang wurden wir sehr zuvorkommend aus der Menge der wartenden Gäste herausgeführt und durch den ebenerdigen Seiteneingang ins Theater begleitet. Vor Ort gab es eine geräumige Toilette, die sich besonders in der Pause als Goldwert erwiesen hat. Während es an den Toiletten lange Schlangen gab, wurden wir, wieder von einem Theatermitarbeitenden, zur leeren Behindertentoilette begleitet.

Bereits vor der Vorstellung wurden wir auf die möglichen Wege hingewiesen, wie wir nach der Aufführung das Theater ohne Gedränge und Stress wieder verlassen können. Vor oder nach dem Applaus wird man auf dem gleichen Weg durch den Seiteneingang wieder heraus geleitet. Ich fand dies sehr hilfreich, da ich mich, im Rollstuhl sitzend, im Gedränge in Theatern immer sehr unwohl fühle.

Ist die 3 Tage Reise mit Rollstuhl über ein Wochenende geplant, lohnt es sich definitiv, den Sonntag für die Museen der Stadt freizuhalten. In London finden sich eine Vielzahl von Museen, manche mit wechselnden Ausstellungen, andere mit dauerhaften Installationen.

Das Natural History Museum begeistert große und kleine Menschen gleichermaßen. Allein das imposante Gebäude ist einen Besuch wert. In der Haupthalle werden die Besucher von gigantischen Skeletten begrüßt, die von der Decke des Museums herabhängen. Auf mehreren Etagen finden sich Ausstellungsräume zu Dinosauriern, Säugetieren, Vögeln, Insekten, Meereslebewesen und vielem mehr. Für das Leibliche wohl ist vor Ort auch gesorgt und im Museumsshop lassen sich hübsche Souvenirs erstehen.

Nur ein paar Straßen weiter wartet das Victoria and Albert Museum (kurz V&A) auf einen Besuch. Die gigantischen Hallen wurden um einige ihrer kostbaren Schätze herum errichtet, da diese durch ihre Ausmaße nicht durch Türe und Tore passen. Meterhohe Siegesseulen, Kirchenportale und Staturen aus allen Ländern und Epochen machen den Besuch im V&A unvergesslich. Zusätzlich zu den dauerhaften Ausstellungen beheimatet das V&A wechselnde Ausstellungen wie von Beatrix Potter.

Wem Geschichte oder Natur nicht so zusagen, könnte einen Ausflug ins Londoner Design Museum wagen. Neben vielen interessanten Stories zu Design, Designgeschichte und Prozessen, findet man hier auch Ausstellungen zu Themen wie ASMR.

Alle Museen sind kostenfrei, lediglich Wanderausstellungen kosten Eintritt. Überall gibt es barrierefreie Eingänge und Ausgänge, sowie funktionierende Aufzüge und barrierefreie Toiletten.

Das Albert Memorial im Hyde Park
Auf dem Weg zum V&A Museum laufen wir durch den Hyde Park am Albert Memorial vorbei.

Fazit

London ist das perfekte Reiseziel für eine drei Tage Reise mit Rollstuhl. Die Anreise ist unkompliziert, es gibt Unterbringungsmöglichkeiten für alle Budgets und Anforderungen, die öffentlichen Verkehrsmittel ermöglichen eine kostengünstige Fortbewegung und es gibt unendlich viel zu sehen.

Was aber noch viel wichtiger ist, ist die Mentalität der Menschen in England. Selten wird man als Rollstuhlfahrer mit so einer Freundlichkeit und Selbstverständlichkeit behandelt, wie in England. Jeder noch so hutzelige Pub, jedes noch so kleine Geschäft schafft Möglichkeiten der Barrierefreiheit. Während meiner London Reise war nicht eine Behindertentoilette als Abstellraum zweckentfremdet und nicht ein Busfahrer hat mich am Straßenrand stehen gelassen.

Es sind die kleinen Dinge, die eine Reise unvergesslich machen und die findet man in London definitiv.

Von sens

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

2 × 1 =