Reise mit Rollstuhl – das Abenteuer
Entspannen, den Kopf freikriegen, sorglos sein, einfach mal nichts tun… Oder lieber doch auf Entdeckungstour gehen, fremde Kulturen entdecken oder einfach so mal eine nicht ganz so weit entfernte Stadt aus einer ganz neuen Perspektive kennenlernen? Wofür man sich auch entscheidet: Für irgendeine ganz bestimmte Art zu reisen ist nahezu jeder zu haben. Aber kann das wirklich jeder “einfach so”? Insbesondere bei einer Reise mit Rollstuhl ist das eine nicht unberechtigte Frage.
Reise mit Rollstuhl – (k)ein Problem?
Im Jahr 2009 ist in Deutschland die UN-Konvention über die Rechte von Menschen mit Behinderung (UN-BRK) in Kraft getreten. Personen mit eingeschränkter Mobilität haben seither das Grundrecht auf Barrierefreiheit: eine volle, wirksame und gleichberechtigte gesellschaftliche Teilhabe. Barrieren im Alltag, die von Menschen ohne entsprechende Einschränkungen kaum wahrgenommen werden, führen dazu, dass Teilhabe und Inklusion nicht mehr problemlos möglich sind und machen schließlich aus einer Beeinträchtigung eine Behinderung.
Insbesondere die Reise mit Rollstuhl stellt dabei regelmäßig ein entscheidendes Problem dar, dem sich einige Unternehmen bereits angenommen haben – von wie viel Erfolg diese Bemühungen gekrönt sind, bleibt jedoch die Frage.
Die Deutsche Bahn wirbt auf der offiziellen Website mit einem entspannten und weitgehend barrierefreien Transport. Auch das Flughafenpersonal, wie etwa am Flughafen Köln Bonn, steht Fluggästen mit eingeschränkter Mobilität – laut eigenen Aussagen des Flughafens – laufend zur Verfügung. So weit, so gut, aber wie entspannt ist das ganze Unterfangen tatsächlich für jemanden, der auf Barrierefreiheit und die Reise mit Rollstuhl angewiesen ist?
Die Grundlagen: Was gibt es eine Reise mit Rollstuhl zu wissen?
In Deutschland lebten Ende 2021 rund 7,8 Millionen Menschen mit Schwerbehinderung. Darunter zählen Personen, die seitens der Versorgungsämter einen Behinderungsgrad von mindestens 50 zuerkannt sowie einen entsprechenden Ausweis ausgehändigt bekommen haben. Bezogen auf die Gesamtbevölkerung in Deutschland liegt die Schwerbehindertenquote bei rund 9,4 %.
Verlässliche, detaillierte und tagesaktuelle Informationen sind für eine Reise mit Rollstuhl unabdingbar und bilden eine wesentliche Grundlage für die Reiseentscheidung.
Was können Schwerbehindertenausweis und Co?
Ganz grundlegend ist der Schwerbehindertenausweis ein Nachweis über den Status als schwerbehinderter Mensch, der bundesweit einheitlich ausfällt. Er gibt Auskunft über die jeweilige Schwere der Behinderung und kann verschiedene Merkzeichen enthalten, wie beispielsweise “G”, “aG” oder “H”. Beanspruchen können den Ausweis Personen mit einem Grad der Behinderung von 50 oder mehr, die außerdem einen Wohnsitz in Deutschland haben, hier arbeiten oder sich gewöhnlich hier aufhalten.
Bezogen auf das Thema Reise mit Rollstuhl gibt es bestimmte Punkte, bei denen der Besitz eines Schwerbehindertenausweises einen Unterschied macht. Ermäßigungen bei Eintrittsgeldern oder Mitgliedschaften: Zahlreiche Freizeiteinrichtungen sowie kulturelle Institutionen, wie zum Beispiel Kinos, Museen, Schwimmbäder oder Freizeitparks, bieten Vergünstigungen für Menschen mit Behinderung oder Schwerbehinderung an, wobei der Ausweis als offizieller Nachweis benötigt wird. Tatsächlich passieren solche Ermäßigungen jedoch stets auf freiwilliger Basis seitens der jeweiligen Einrichtung – ein rechtlicher Anspruch darauf besteht nicht.
Weitere gesetzlich geregelte Nachteilsausgleiche für (schwer-)behinderte Menschen sind unter anderem Mobilitätshilfen, Sonderurlaub und Sonderregelungen beim Parken. Für die Nutzung von Behindertenparkplätzen wird zusätzlich ein spezieller Parkausweis benötigt.
Transport: Reise mit Rollstuhl am Boden und im Flugzeug
Wer bei einer Reise mit Rollstuhl auf den Zug als Transportmittel zurückgreifen will, kann bei der Deutschen Bahn im Voraus den Mobilitätsservice buchen. Dabei inbegriffen ist eine kostenlose Hilfe beim Ein- und Aussteigen, welche bis spätestens einen Tag vor Abreise bis 20 Uhr über ein Online-Formular oder im Reise-Center am jeweiligen Bahnhof angemeldet werden sollte.
Die Reise mit Rollstuhl im Flugzeug stellt eine ganz andere Art der Herausforderung dar, weshalb sich viele Personen mit Behinderung davor scheuen. Tatsächlich ist das Ganze jedoch weniger problematisch, als es im ersten Moment erscheint. Das Wichtigste ist die rechtzeitige Anmeldung der Behinderung und der damit zusammenhängenden Hilfsmittel und benötigten Services bei der jeweiligen Fluggesellschaft. Wie der genaue Ablauf am Flughafen aussieht, kannst du auf unserer Transport-Seite nachlesen.
Wer wir sind
Die Seite rollstuhl-abenteuer.de begann als Projekt dreier Master-Studentinnen aus dem Raum Köln. Die Aufgabe: Das Erstellen einer Website mit echtem Mehrwert für die Allgemeinheit. Das Thema Barrierefreiheit war uns zuvor bereits in anderen Modulen unseres Studiums begegnet und hat uns, aufgrund seiner unbestreitbaren Relevanz, seither nicht mehr losgelassen.
Unsere Mission
Wir allein können nicht dafür sorgen, dass in der nächsten Zeit alle relevantesten Barrieren aus dem Alltag verschwinden – dafür liegt die Verantwortung bei anderen. Auch wissen wir, dass in vielen Bereichen bereits echte Bemühungen stattfinden, wobei nicht zu unterschätzen ist, wie schwer eine komplette Barrierefreiheit mancherorts zu erreichen wäre. Was ist also die Idee hinter dieser Seite?
Aufklären, Tipps weitergeben, voneinander lernen. In Punkto Barrierefreiheit gibt es in vielen Bereichen des öffentlichen Lebens zwar noch Nachholbedarf, aber ist man auf das Reisen mit Rollstuhl angewiesen, gibt es fast überall auf der Welt bereits einige Möglichkeiten. Auf eben diese wollen wir die Aufmerksamkeit lenken, denn oft weiß man gar nicht, was alles geht – auch mit Rollstuhl und auch ohne Reisegruppe.
Insbesondere weiter entfernte Reiseziele können für eine Reise mit Rollstuhl eine wahre Herausforderung darstellen. Um auf Nummer Sicher zu gehen, ziehen viele Betroffene das Ganze dann gar nicht erst als Option in Betracht und entscheiden sich lieber für ein bereits bekanntes Ziel, wo die entscheidendsten Barrieren zumindest nicht mehr überraschend auftreten. Unser Informationsangebot ist außerdem dazu gedacht, sprichwörtliche Barrieren in der Kommunikation mit Rollstuhlfahrerinnen und Rollstuhlfahrern zu überwinden und richtet sich somit auch an Begleitpersonen.
Umso besser also, wenn andere die Erfahrung bereits gemacht haben und aus erster Hand darüber berichten können: denn die Welt zu entdecken sollte jedem vergönnt sein.
Voneinander lernen: Eure Reiseberichte
Wir möchten, dass Betroffene als Expertinnen und Experten des Themas Reise mit Rollstuhl selbst zu Wort kommen. Auf unserem Blog findet ihr daher Berichte von Reisen mit Rollstuhl zu Zielen auf der ganzen Welt – ob in Deutschland, Irland, Griechenland, Australien oder Mexiko – und die Möglichkeit, euch mit anderen zu vernetzen. Wer weiß: Vielleicht findet sich ja sogar eine neue oder zusätzliche Reisebegleitung?
Du hast selbst eine interessante Geschichte zu erzählen, hilfreiche Tipps für eine Reise mit Rollstuhl zu einem bestimmten Ort oder eine besondere Unternehmung, von der du berichten möchtest? Schicke uns deinen Text an rollstuhlabenteuer@gmail.com und werde Teil der Community.